Freitag, 18. Juli 2014

Das Ende naht

Man mag es kaum glauben, dass mein letzter Eintrag am Valentinstag war...Halbzeit und von da an ist die Zeit geflogen. Nun sind es nur noch ein paar Tage bis auch die zweite Halbzeit zu Ende geht. Eigentlich hatte ich noch einen weiteren Zwischenblogeintrag verfasst, der ist leider auf meinem Laptop. Der Laptop ist leider nicht nur kaputt gegangen, sondern auch noch zusaetzlich gestohlen worden. Nun gut, in diesem letzten Monat geht sowieso noch alles schief, was 10 Monate auf sich hat warten lassen. Wenigstens spare ich so Gepaeck.
Ansonsten wurde mir in meiner Zeit hier nichts gestohlen, auch ansonsten hatte ich persoenlich keine wirklich schlechten Erfahrungen hier in Nairobi. Was Krankheiten angeht, so hatte ich einmal mit einer Fliege im Ohr zu kaempfen, spaeter mit einem bis heute chronischen Tinnitus und ansonsten die nicht auszubleibenden Bauchprobleme, die ab und an mal auftreten koennen. Alles in allem, eines meiner gesundheitlich unversehrtesten Jahre.
Die letzten Monate habe ich abgesehen von meiner Zeit im Projekt natuerlich auch noch die ein oder anderen Orte besucht. Wieder Lamu, wieder Kisumu am Lake Victoria, Kampala in Uganda, Nakuru, Nyahururu an den Thompson Falls. Ich habe viel vom Land gesehen und irgendwie auch wieder nicht. Es zieht mich staendig an bereits bekannte Orte. Also gehe ich ueberall zwei- oder dreimal hin. Vielleicht sehe ich dadurch insgesamt weniger, dafuer habe ich mir nicht nur in Nairobi, sondern an verschiedensten Orten Kenias ein kleines soziales Netz aufgebaut. Es fuehlt sich gut an, sich auszukenne, gekannt und willkommen geheisen zu werden.
Bestimmt haben einige von euch mitbekommen, dass es in letzter Zeit in Kenia auch einige Unruhen gab. Erst Mombasa, dann auch Nairobi und neuerdings vor allem bei Lamu. Das BMZ hat aufgrund der unsicheren Situation beschlossen, alle weltwaertsler aus Nairobi abzuzuiehen. Dazu zaehle auch ich. Wir hatten die Moeglichkeit entweder so schnell wie moeglich auszureisen, oder aber woanders hinzuziehen. Eine Nacht, um uns zu entscheiden. Vier von uns beschlossen auszureisen. Eine Weile spaeter folgten 2 weitere. Also hies es innerhalb von zwei Tagen Abschied nehmen. Von meiner Projekt-und Wohnpartnerin Jana, von unserem Projekt, von unserem in Nairobi aufgebauten Leben...eine sehr intensive und traurige Zeit.
Ich wurde daraufhin nach Limuru verlagert. Dort lebe ich nun mit meiner Mitfreiwilligen Sara in einem Zimmer im Marianne Center, ein Home fuer mentally challenged people.
Von einer Millionenstadt in den forest nahe Limuru, einem Ort der 2250m hoch liegt und dementsprechend unglaublich kuehl ist. Das war eine gewaltige Umstellung.
Zum naechsten Kiosk, muss ich erst eine Weile laufen. Zum naechsten Mini-Ort sind es etwa 20Minuten Fusmarsch. Wasser aus dem Brunnen, Plumpsklos, am Anfang keine Elektrizitaet, ein geteiltes Bett mit Sara. Am ersten Tag erstmal Ernuechterung, gebe ich zu. Mir fehlte das Leben um mich herum, die Moeglichkeiten, die Erlebnisse und das treiben in Nairobi, zudem war ich mir unsicher, ob ich mir nicht zu viel zugetraut habe, mit mental behinderten zu arbeiten. Aber...man glaubt es kaum, 2 Naechte und ich habe es geliebt. Unsere students sind der Hammer. Im Unterricht (hairdressing, beadwork, tailoring, ...) bin ich wenig aktiv, dafuer habe ich es mir zur Aufgabe gemacht nachmittags fuer etwas entertainment zu sorgen. Also wird abends der Laptop rausgeholt (bzw. wurde, als es ihn noch gab), die neuen Lautsprecher angebracht und die Musik aufgedreht. Wenn es eins gibt, was unsere students lieben, dann Musik und tanzentanzentanzen.
Die mentalen Behinderungen schwanken zwischen schwereren Behinderungen und reiner Lernschwaeche.
Von meinen vier Projekten, habe ich drei wirklich geliebt, genauso wie ich die gesamte Zeit hier genossen habe. Die Leute, den lifestyle, die Herausforderungen, alles. Der letzte Monat ist ein einziger Bauchschmerz, der mich jeden Tag an den baldigen, nicht realisierbaren Abschied erinnert.Wie koennen wir all das hier, einfach so zurueck lassen? Mit dem Wissen, dass wir keine wirkliche Moeglichkeit haben, mit unseren students Kontakt zu halten...wenn mir jemand ans Herz gewachsen ist, dann die students der letzten Projekte.
Aber die Zeit rennt davon und wir muessen versuchen, das Beste daraus zu machen.
Es war auf jeden Fall eine geile Zeit, die geilste und unvergesslichste und lehrreichste bisher. Wie ein ganzes Leben und ich bereue keine Sekunde der letzten Monate.

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