Montag, 6. Oktober 2014

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Es ist so weit, ich bin nun schon seit mehr als zwei Monaten zurück im Heimatland, Deutschland.
Ich bin voll und ganz hier und doch gedanklilch die Hälfte des Tages an einem ganz anderen Ort.
Ich kam zurück und alles war wie immer, die Menschen, die Straßen, ja selbst ich. Als wäre alles, was passiert ist, nur ein kurzer Traum gewesen. Schon im Flughafen in Nairobi kam mir alles so fern und unecht vor. 11Monate... einfach vorbei und ungreifbar. Weder zu erklären, noch selbst vollständig zu erfassen.
Und obwohl es so ist, schweben meine Gedanken vom Erwachen bis zum nächsten Schlafengehen um diesen vergangenen Traum.
Es ist seltsam, ich bin hier und auch soweit zufrieden und zugleich klammere ich an etwas Vergangenem, was sich so weit entfernt anfühlt und suche nach dem Menschen, der ich dort sein konnte.
Ich überdenke alles hundert Mal. Verschönere ich alles nur? War es wirklich so gut? Und was genau war eigentlich gut? Und was hab ich schon großartig erlebt? Was vermisse ich denn? Ist es hier nicht einfacher?
Ich drehe die Münze immer wieder um sich selbst, nur um immerzu die selbe Antwort zu bekommen. Kopf und Zahl, es war nicht immer alles absolut easy, aber Leute, es war die geilste Zeit. Absolute Freiheit, die mir den Kopf verdreht hat, ohne Schubladen, in denen ich festsitze; ohne Menschen, die mir sagen, was zu tun und zu lassen ist; ohne selber die Regeln im Haus und auf der Straße zu kennen und sich an sie zu halten.
Was Deutschland angeht, auch wenn alles beim Alten geblieben ist (selbst die Baustellen), so sah ich zumindest anfangs Dinge, die mir vor einem Jahr nicht aufgefallen wären.
Die viel zu kurzen Hosen, den an jeder 2. Person deutlich zu erkennenden Trend, durchschnitten von ein paar Ausreisern, mit bunten Haaren und sonstigen kreativen Ideen. Das einschläfernde, unaufregende Bahnfahren, das nur so zum Starren einlädt.
Die Stille, das riesige Essenaufgebot, der extreme Konsum, die Leere der Städte, das Geordnete, das "sprich nicht mit Fremden".
Die unfreundlichen Menschen, aber vor allem die Netten, die mir am Anfang öfters den Tag gerettet haben. Was für eine Erkenntnis, auch in Deutschland gibt es Humor und Kommunikation und Aufgeschlossenheit und Interesse. Das vergisst man gern mal, wenn es so weit weg geht.
Aber ja die Stille und die leeren Städte und das langsame in jedem Schritt, das Unaufgeregte.
Ich vermisse das Gewusele, das Lebhafte, die Erlebnisse, das Spontane, das Unvorhergesehene, das Straßenkino für jedes aufmerksame Auge, das Aufgeweckte.
Es tut gut, vermissen zu können. Sich so sicher sein zu können, dass etwas Gut und jede Anstrengung wert war. :)
Nun geht es Richtung Studium, aber zu erst gibt es wichtigeres zu erledigen. Ein Zimmer umzukrempeln, alte Bilder abzuhängen, Ordner zu füllen, Menschen zu treffen, Fotoalben zu erstellen, alte Briefe zu lesen um sie dann wegzulegen. Es gilt alles hier, was ein Jahr auf mich gewartet hat, zu entstauben, zeitgemäß und an mich angepasst, auf Fordermann zu bringen. Alles Große verdient seine Zeit, um abgeschlossen zu werden, nicht wahr?